Detlev Meyer

1950-1999

Detlev Meyer (1950–1999) war einer der wenigen offen schwulen Autoren in Deutschland. Seine Themen waren das Leben in und mit der Szene sowie die Bedrohung durch Aids, die Krankheit, deren Folgen er selbst am Ende erlag. Er blieb aber kein „Autor der Szene“, wo er vor allem durch seinen Gedichtband „Heute Nacht im Dschungel“ (1981) bekannt wurde, sondern fand weit darüber hinaus ein Publikum, wurde in den großen Zeitungen besprochen und galt als „einziger Dandy der deutschen Gegenwartsliteratur“ (DIE ZEIT). Sein bekanntestes Werk ist die dreibändige „Biographie der Bestürzung“ (1985 bis 1989). Die Arbeit der Aidshilfen begleitete Detlev Meyer über viele Jahre, und mehr als einmal griff er für die DAH auch zur Feder, etwa als Verfasser der Broschüre „Ich ließ dich los nach ein paar schönen Jahren“, die sich mit Sterben, Trauern und Tod in den Zeiten von Aids auseinandersetzt. In ihr findet sich folgendes Gedicht von ihm, mit dem wir hier an ihn erinnern:

 

Wo du jetzt bist, da wird es niemals regnen,

und selbstverständlich ist es niemals kalt.

Ein junger Gott wird deine Heimstatt segnen,

das ist ein Haus von Marmor und Basalt.

 

In deinen Höfen blühen Hyazinthen,

in deinen Brunnen sprudelt kühl der Sekt.

Ein schöner Gärtner liebt dich scheu von hinten,

weil ihn dein junges Antlitz fast erschreckt.

 

Wo du jetzt bist, wird niemals etwas enden,

drum bleibt der Gärtner ewig an dir dran,

hält ewig dich in seinen schönen Händen –

was ich nicht konnte, weil das niemand kann.

 

Ich ließ dich los nach ein paar schönen Jahren,

und du verschwandest wie ein schöner Traum.

Sacht spielt der Wind in deinen schönen Haaren.

Spürst du das noch? Du spürst es kaum.

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