Jörg Vathke
1961-1992
Jörg Vathke 1961 geboren, wuchs auf im westfälischen Warburg, studierte im nahen Paderborn Religionspädagogik, ehe er Mitte der 1980iger Jahre nach Köln wechselte und dort in den Aufbaujahren der Aidshilfe Köln ein maßgeblicher Impulsgeber und engagierter Vertreter einer an den Lebenswelten der Menschen orientierten „Aids- Aufklärung“ wurde.
Er vereinigte Eigenschaften, die in dieser Kombination auf den ersten Blick irritierten, die aber Ausdruck seines großzügigen Denkens und Handelns waren. Er war der nachdenkliche, kluge, streitbare, auch religiös-geprägte und der stets modisch aktuelle, sexy, leicht spöttische, gelegentlich mit bitterem Humor begabte, fantasievolle Mensch, ohne dessen Leichtigkeit es ein Zusammenspiel von sachlicher Präventionsbotschaft und lebensfroher Vermittlung in NRW so nicht gäbe.
1982 engagierte er sich in der Paderborner Schwulengruppe, nach einer Zwischenstation als Pastoralreferent in Wanne-Eickel, (und seinem Abschied von einer kirchlichen Laufbahn) sah man Jörg in Köln, im Umfeld des berühmten 1. Schwulen Männerchors Köln, den Trinitatis. Nach der Gründung der Aidshilfe Köln gehörte Jörg zu den ersten hauptamtlichen Mitarbeitern und engagierte sich seit 1987 in der HIV-Prävention in Schulen und Jugendgruppen. Es war seine unkomplizierte Vermittlung schwieriger Botschaften, sein bewusstes Eintreten gegen die Ausgrenzung von Menschen mit HIV und AIDS, die ihm nicht nur bei den jungen Menschen eine wichtige Vorbildfunktion gegeben haben. Mit seinem liebenswürdigen Charme, gepaart mit großer Beharrlichkeit hat er in der Schwulenszene Türen geöffnet, als dort “ Positiv Welcome“ noch keine Selbstverständlichkeit war.
1991 war es eine überschaubare Runde, die Jörg in seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung der ersten CSD-Parade auf dem Kölner Alter Markt begrüßen konnte. Heute ist der Cologne Pride europaweit eine der größten CSD-Veranstaltungen. Ohne Jörgs Initiative und die überzeugende Vernetzungsarbeit wäre der Cologne Pride nicht denkbar.
Die Ausgrenzungserfahrungen als Schwuler und später als HIV-positiver und an AIDS Erkrankter, aber auch seine tiefe humane Lebenseinstellung, haben Jörg zum politischen Menschen werden lassen. Nicht zuletzt seine Wahl in den Vorstand der Aidshilfe NRW und sein Engagement als stellvertretender Landesvorsitzender sind Ausdruck dieses Engagements.
„Er versprühte Lebensfreude, war ein sehr guter Netzwerker im Kampf für Menschenrechte. Es ist ihm gelungen, die unterschiedlichsten Menschen an einen Tisch zu bringen, überzeugte sie mit seiner fachlichen Kompetenz, aber auch durch seinen frechen Humor und seinen liebenswürdigen Charme“ so die Würdigung der AIDS-Hilfe Köln, der Jörg immer, nicht nur als Mitarbeiter, in besonderer Weise verbunden war.
Wenige Tage vor seinem Tod am 19.10.1992 , erhielt Jörg Vathke als erster offen schwuler Mann in NRW, die Verdienstmedallie des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, für sein kämpferisches Engagement für die Emanzipation von Lesben und Schwulen und für die Arbeit in der Aidshilfe
Reinhard Klenke, Aidshilfe NRW – stellvertr. Landesgeschäftsführer